Gewaltsschutzkonzept

Vorwort

Die isb Ambulante Dienste gGmbH setzt sich intensiv für die Belange von Menschen mit Behinderungen sowie mit akuten und chronischen Erkrankungen ein. Wir pflegen, unterstützen und begleiten aus 8 Zweigstellen heraus, verteilt auf vier Bundesländer, unsere Kund*innen in ihrer häuslichen Umgebung. Im Fokus steht dabei der Mensch mit seinen individuellen Vorlieben, Ressourcen und Lebensentwürfen.

Gegründet wurde unser Unternehmen im Jahr 1987 von Herrn Milan Kadlec. Er, der selbst auf den Rollstuhl angewiesen war, hatte nach seinem Unfall (1980) die damaligen Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben als Mensch mit Behinderung als ausgesprochen unbefriedigend erlebt. Aufgrund seiner Erfahrungen entwickelte er Ideen, wie das selbstbestimmte Leben in den eigenen vier Wänden für Menschen mit Behinderung möglich ist.

Einleitung und Leitbild

Als oberstes Ziel unserer Arbeit gilt immer noch das, was Milan Kadlec persönliches Anliegen war: Die Integration in den Alltag, die Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben und die Selbstbestimmung eines jeden Menschen, unabhängig davon, in welchem Ausmaß dieser auf Pflege oder Unterstützung angewiesen ist. Darauf basiert sowohl unser Unternehmens- wie auch unser Pflege- und Eingliederungshilfe-Leitbild. Wir verstehen Behinderung als Ergebnis der Wechselwirkung zwischen Menschen mit Funktionseinschränkungen und durch Umwelt sowie Einstellung bedingte materielle und immaterielle Barrieren. Unsere Leistungen der Pflege und Eingliederungshilfe richten sich an Menschen, die in diesem Sinne in ihrer vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe am Leben in der Gesellschaft eingeschränkt sind.

Haltung und Verhaltenskodex

In unserer Arbeit richten wir uns nach folgenden Grundsätzen:

  • Unsere Grundhaltung ist von Wertschätzung und Respekt vor dem Lebensentwurf unserer Kund*innen geprägt.
  • Wir orientieren uns an den individuellen Bedürfnissen der Kund*innen und unterstützen individuelle Zielsetzungen.
  • Wir beziehen das soziale Umfeld mit ein und unterstützen konstruktive Interaktion.
  • Wir unterstützen gemeinsam mit unseren Kund*innen die Gesellschaft auf ihrem Weg zur Inklusion.
  • Wir verstehen uns als Gäste im Wohnumfeld unserer Kund*innen und achten deren Privatsphäre.

Die Selbstbestimmung unserer Kund*innen steht für uns im Mittelpunkt unserer Tätigkeit und ist zeitgleich Ausgangslage jeglichen Handelns. Dies schließt den Schutz vor jeglichen Formen von Gewalt sowie diesbezügliche Präventionsmaßnahmen mit ein. Die isb lehnt grundsätzlich jegliche Form von Gewalt gegenüber Kund*innen sowie Mitarbeitenden oder sonstigen an der Leistung Beteiligten ab.

Alle Mitarbeitenden unterliegen Verhaltensregeln, die eine fachlich adäquate Distanz und einen respektvollen Umgang zwischen ihnen und den ihnen anvertrauten Kund*innen sicherstellen. Ebenso wissen die Mitarbeitenden um die Problematik des Verhältnisses in Bezug auf Macht, Machtgefälle und Machtmissbrauch. Sie sind zur Balance zwischen beruflichem Engagement und persönlicher Abgrenzung verpflichtet. Ihnen ist bewusst, dass sie stets die notwendige Nähe und Distanz zu den Kund*innen wahren müssen. Sexuelle Kontakte zu diesen sind jederzeit strengstens untersagt. Alle Mitarbeitenden sind aufgefordert, die Grenzen des Anstands und der Intimität zu wahren. Wir erwarten von unseren Mitarbeitenden die Umsetzung des folgenden, am Leitbild orientierten Verhaltenskodex, der im Rahmen von Einarbeitungen individuell in Absprache mit den betroffenen Kund*innen heruntergebrochen wird:

  • wir wahren ein professionelles Nähe-Distanz-Verhältnis (d. h., wir sind Gäste im häuslichen Umfeld unserer Kund*innen, Betreten der privaten Räumlichkeiten erfolgen nur mit Einverständnis der Kund*innen, Aufenthalt nur im vom Kund*innen erwünschten Bereich, Nutzung von privaten Materialien nur mit Einverständnis usw.)
  • wir siezen unsere Kund*innen (es sei denn, es ist der ausdrückliche Wunsch des Kunden, geduzt zu werden)
  • wir nutzen eine bedürfnisgerechte Sprache auf Augenhöhe (keine kindliche Sprache, Verniedlichung werden vermeiden, respektvolle Ansprache usw.)
  • wir kommunizieren würde- und respektvoll
  • alle Maßnahmen entstehen aus einem Verständigungsprozess zwischen Kund*innen und Mitarbeitenden heraus; bei Diskrepanzen nehmen wir eine beratende Rolle ein
  • wir gewährleisten Schweigepflicht, Sozialgeheimnis sowie Datenschutz (d. h., vertrauensvoller Umgang mit Informationen, Aufbewahren von Kundenunterlagen in abschließbaren Schränken, Unterweisungen wahrnehmen, keine unbefugte Weitergabe von personenbezogenen Daten an Dritte usw.)
  • wir respektieren durch Kund*innen aufgezeigte Grenzen
  • wir schaffen eine geschützte Atmosphäre im Umgang mit unseren Kund*innen (räumlicher Schutz in Pflegesituationen, Schutz vor unbefugten Zuhörenden oder Zuschauenden)

Zielsetzung und Zielpersonen

Zur Gewährleistung der beschriebenen Grundsätze verfolgen wir mit diesem Konzept folgende Ziele:

  • Gewalthandlungen sind vermieden
  • Das Thema Gewalt ist aus der Tabuzone geholt
  • Bewusstsein über gewaltgeneigte Situationen ist geschaffen
  • Achtsamkeit und Selbstschutz sind gegeben
  • Vorbeugende Maßnahmen sind bekannt und umgesetzt
  • Handlungssicherheit in Verdachts- und Akutfällen ist gegeben
  • (Selbst-) Reflexion und Evaluation

Zielpersonen im Sinne dieses Konzeptes sind grundsätzlich alle Kund*innen sowie deren Angehörige oder sonstige direkt oder indirekt an der Pflege und Betreuung Beteiligte sowie alle Mitarbeitenden der isb Ambulante Dienste gGmbH. Hierbei werden selbstverständlich auch alle Verwaltungsmitarbeitenden, Auszubildende, Praktikanten oder ehrenamtlich Tätigen mit einbezogen.

 

Hier finden Sie das vollständige Gewaltschutzkonzept der isb

Gewaltschutzkonzept

Gewaltschutzkonzept in Leichter Sprache